von Michl Kraeftner am 18.8.2013

Was tut man, wenn der Flugwetterbericht für Thermikpiloten einen ganz passablen Streckenflugtag für den 16.8. vorhersagt? Man fährt diesmal nicht zum Großvenediger, sondern packt den neuen Mentor 3 light und steigt auf den Grimming…

endlich wieder Schnee!

endlich wieder Schnee!

Schon bei einer Ost- West Überschreitung mit Tom und Geri im vergangenen Jahr wurde ein Flug vom Grimming zum Thema. Ein unheimlich beeindruckender Berg steht da im Ennstal! Und für die Verbindung: Fliegen mit Bergsteigen hatte ich immer schon eine Schwäche :-)! Vielleicht könnte man ja das „Schlömmer Dreieck“ versuchen? Dieser Streckenflug über damals rund 85 Kilometer im Salzkammergut wurde in den Achziger Jahren zum Paradebeispiel eines FAI- Dreiecksfluges mit dem Startpunkt am Loser und bescherte ALLEN dort erfolgreichen Piloten ungeahnte Erlebnisse! 1992 waren Christian Heinrich und ich mit dem Schirm einige Male gemeinsam dort auf Weltrekordjagd, den Christian dann als erster

Richtung Kammspitz...

Richtung Kammspitz…

„Dreiecksweltrekordler“ der Welt im Gleitschirmflug einsackte!

Über den SO- Grat ging`s von Niederstuttern in 2,5 Std auf den Gipfel. Dort waren nicht nur schon jede Menge Leute, sondern auch bereits perfekte Startbedingungen. Und obwohl es thermisch noch eher verhalten war, startete ich um ca. 1200 Uhr. Gerade mal 50 Meter über Gipfelniveau war die Abflughöhe Richtung Westen erreicht. Wenig später fand ich mich auf 1.400 m unter dem Kammspitz (2.139 m) wieder und kämpfte gegen das „Absaufen“ 😉 ). Doch Geduld zahlt sich immer aus und mit sicherer Höhe ging`s weiter zum Stoderzinken (2.048 m), wo einige Gleitschirme und Segelflieger bereits den

der Dachstein in Sichtweite...

der Dachstein in Sichtweite…

Weiterweg markierten. Ab nun wurde das Fliegen flotter und einfacher. Im „gestreckten Galopp Vollgas“ blieben der Sinabell (2.341 m) und das Gutenberghaus (2.146 m) hinter mir.

Mit jedem Berg stieg die Wolkenbasis an und erreichte vor dem Dachstein bereits die 3.100 m Grenze. Der erste Wendepunkt- die Türlwandhütte (1.702 m)- war abgehakt und der Weiterweg ÜBER den Hohen Dachstein (2.995 m) vorgezeichnet. Unglaublich beeindruckend war das Höhe machen in der Südwand und das gleichzeitige Beobachten der unzähligen Kletterer in den Südwandrouten. Gott sei Dank fiel mir kein Basejumper auf den Schirm- worauf man nicht

über dem Hallstättersee...

über dem Hallstättersee…

heutzutage alles achtgeben muss … 😉

Die große Aufgabe anno dazumal war das Überqueren des Dachsteingletschers und das Erreichen des Hohen Sarsteins (1.975 m) im Norden. Man brauchte damals schon eine große Abflughöhe und eine beträchtliche Portion „Scheiß ma nix“- Einstellung, um da rüber zu fliegen. Mit den heutigen Schirmen und auf 3.200 m Höhe stressfrei und mörderlässig!

Aber nun wurde es „blau“ auf meinem Weiterweg und keine Wolken zeigten mit die schnellste Richtung an. Trotzdem konnte ich aus den Erfahrungen der Neunzigerjahre schöpfen (bin i oid wordn 😉 ) und

die Tauplitz aus 3000 m...

die Tauplitz aus 3000 m…

über den Sandling (1.717 m) zum zweiten Wendepunkt gelangen- dem Höhenstein (1.391 m). Knapp westlich vom Loser (1.838 m) gelegen und wieder an der Basis auf 2.500 m, war der Weiterflug logisch. Aber oft geht’s schneller, als man glaubt. Plötzlich fand ich mich zwischen Loser und der Trisselwand auf 1.500 m wieder und dachte schon über einen Landeplatz nach. Glück muss der Mensch haben, ging´s doch wenig später wieder an die Basis- von nun an bis zum dritten Wendepunkt, dem Hochtausing (1.818 m) immer höher rauf.

In der großflächigen Nachmittagsthermik bei blauem Himmel erreichte ich über dem Lawinenstein (1.964 m) und der Tauplitzalm wieder die 3.000 m Marke! Schon weit vor dem letzten Wendepunkt begann ich meinen Endanflug, der mich nach rund 5 Stunden Flugzeit mit mehr als ausreichender Höhe wieder zum Grimming zurück brachte. Mit der Landung in Niederstuttern konnte ich nach fast zwanzigjähriger Streckenflugpause MEIN persönliches 103 Kilometer „Schlömmer Dreieck“ vollenden- und auch, wenn für die heutige Streckenfluggeneration Dreiecke mit 260 km der Standard geworden sind, war es doch für mich die sentimentale Vollendung eines schon für gestorben geglaubten Vorhabens und ein ohne Übertreibung entspannter und wunderschöner Flug (wär` ich doch damals soo entspannt gewesen… 🙂!

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Die Fotos könnt ihr hier sehen…

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Kategorien: Touren

7 Kommentare

Helmut Hofer · 19. August 2013 um 14:36

Erstens ein super Flug!
Zweitens aber so toll beschrieben,
Das ich, obwohl ich dieses Dreieck noch nicht geflogen bin, das Gefuehl hatte, dabei gewesen zu sein.
Lg Helmut, ebenfalls leidenschaftlicher Flieger !

    admin · 20. August 2013 um 15:22

    Danke Helmut für die Blumen! Freut uns immer, wenn euch unsere Unternehmungen und Berichte gefallen- wir geben uns Mühe! 🙂

Günther Mimm · 19. August 2013 um 12:38

Servus Kräfti,

klingt ja wie in alten Zeiten – super…
ausserdem – älter sind wir nur laut Papier…

bis demnächst
Gümi

    admin · 19. August 2013 um 12:53

    Danke Günter! Die guten alten Fliegerzeiten mit dem besten Teamchef…
    Freu mich schon auf einen gemeinsamen Kaffee! 🙂

Ilse Steinacher · 19. August 2013 um 09:53

muss wirklich ein traumhaftes Erlebnis gewesen sein – noch dazu bei diesem herrlichen Wetter !!!
Alles Gute weiterhin !!!
Ilse

flo · 19. August 2013 um 09:20

Absolut geil! Gratuliere! Des Wort oid kummt a bissl oft vor 🙂 LG flo

    admin · 19. August 2013 um 12:51

    DU sagst ja immer, dass ich nicht gerade der Jüngste bin!!! Bin schon komplett verunsichert und eingeschüchtert… 😉

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