von Michl Kraeftner am 30.6.2014

Vor fast genau 29 Jahren stand ich als 17- jähriger „wilder Sologeher“ das erste Mal unter dieser beeindruckenden Wand. Ein nächtlicher Wettersturz vor meiner geplanten Solotour der Nordwand verhinderte damals eine Durchsteigung oder auch Schlimmeres…

sehr gute Stimmung...

sehr gute Stimmung…

Und nun stand ich wieder da. Diesmal bei perfektem Wetter, bei guten äußeren Bedingungen, viel erfahrener und reifer als damals, und am Wichtigsten: mit einem Partner, bei dem alles passte und „mit dem man Pferde stehlen konnte“! 🙂
Was konnte da also noch schief gehen?
Wir machten es wie die Erstbegeher: tags davor gemütlich und ohne Stress zu Fuß mit dem ganzen Gepäck von Zermatt rauf auf die Hörnlihütte (wer braucht scho a Seilbahn??), anschließend kurze Besichtigungstour Richtung Einstieg (a wengal wach woar`s scho…) und ein gemütliches Biwakplatzerl. Unsere ungestörte Nacht fand um 0100 Uhr ihr Ende und markierte den Beginn unseres Klettertages.

die ersten Sonnenstrahlen in der Wand...

die ersten Sonnenstrahlen in der Wand…

Der Einstieg war schnell gefunden, die Schneeoberfläche hart und gefroren und das Einstiegseisfeld in perfektem Zustand. Wir gingen bis zu den Felsen im unteren Wandteil fast immer gleichzeitig am Seil (bis hoit die Wadl nimma wuitn…). In den kombinierten Längen wechselten wir uns in der Führung ab. Als dann die ersten Sonnenstrahlen in die Wand kamen, wurde es warm und unangenehm zu klettern.
Deshalb nahm ich auch die Steigeisen von den Schuhen, um im felsigen, nun sehr brüchigen Teil besser voran zu kommen. Und ja—plötzlich war das rechte Steigeisen weg! 600 HM runter zum Einstieg!
Eigentlich war uns sofort klar, was das bedeutete: Rauf- ohne Steigeisen im schattigen gefrorenen Teil- unmöglich.

ein Riesending...

ein Riesending…

Runter- im sonnigen warmen Teil bei großem Steinschlagrisiko- extrem gefährlich. Außerdem- abklettern im Eisfeld ohne Steigeisen: „So eine Sch…e“! 🙁
Der Gedanke an eine Heli- Bergung war zuerst unerhört (wir hatten ja Gott sei Dank noch nie einen Hubschrauber notwendig), dann widerwillig zugelassen, und nach einiger Zeit als die einzig vertretbare Möglichkeit akzeptiert.
Und die Jungs waren dann sehr schnell da! Zuerst die Lage gecheckt, dann den Flugretter (Bruno Jelk ist der Leiter der Bergrettung in Zermatt und eine Legende) auf der Hörnlihütte vorbereitet, bei uns am Stand abgesetzt und wenig später flogen wir zwei aus unserer Wand

Bruno und die "Lama"...

Bruno und die “Lama”…

hinaus. Mit Flugretter abholen, alles bei der Hütte zusammenpacken und runter nach Zermatt dauerte der gesamte Einsatz gerade mal 47 Minuten. Dort standen wir plötzlich mit „Nordwandgesichtern“ und voller Ausrüstung schwer bepackt- dafür um rund 2.800 € leichter- da.

Sollte so vielleicht unser Schweizer Bergurlaub gleich wieder enden? „Na- sicha net“!
Und weil der Wetterbericht nach wie vor Schön für die nächsten Tage ansagte, kaufte ich mir am Sonntag (in Zermatt hot imma olles offen 🙂 ) gleich mal ein neues Paar Steigeisen…

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Matterhorn Nordwand 2014:

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die Fotos könnt ihr hier sehen:

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Kategorien: Touren

4 Kommentare

Birgit · 7. Juli 2014 um 15:40

Da Michl hoit… 😉
Flug ist ja sowas von g……
Also! Auf ein neues! Bergheil!

    admin · 8. Juli 2014 um 06:53

    Na ja- wenn man die Umstände in Betracht zieht, hätte ich lieber keinen gehabt!
    Aber irgendwie auch schon wieder toll- besonders wenn man die Leistung des Heli- Piloten bedenkt. Die Jungs sind da echt Spitze!
    Und- JA! “AUF EIN NEUES!” 🙂

Flo · 2. Juli 2014 um 10:13

… alle Guten Dinge sind Drei! 😎

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