14.1.2019

…hieß ein Artikel im AV Nachrichtenblatt Nr. 5 der Sektion Graz von 1961. Hinter dieser Überschrift verbarg sich die Erstbefahrung der Pallavicinirinne mit Firngleitern der beiden damals 22- jährigen Studenten Gerhard Winter und Herbert Zakarias…

Abseilen vom Schartl…

Wenige Tage nach unserer Schibefahrung im Mai 2017 meldete sich Herbert bei mir: ich hätte seinen Namen in meinem Artikel falsch geschrieben und bittet um Richtigstellung! Für mich war diese Kontaktaufnahme sensationell, ist Herbert doch noch immer up to date, was das Bergsteigen und Schifahren betrifft. Auch gab er mir die Freigabe, einen Artikel zu schreiben und auch Fotos von seiner Befahrung zu verwenden!

Waren die Nachkriegsjahre geprägt vom Sturm auf die 8000- er, wurde in den Alpen allmählich das Befahren schwierigster und steilster Wände ganz oben auf die Liste der Begehrlichkeiten der Bergsteiger gestellt.

Umso bedeutender dafür war 1961 diese Erstbefahrung, stellte die Palla doch zu dieser Zeit DIE berühmteste Rinne in den Alpen dar. Dementsprechend groß war auch das mediale Interesse daran.

Herbert Zakarias…

Doch lassen wir uns die damalig geschriebenen Zeilen auf der Zunge zergehen- sie beschreiben am besten, wie es damals ablief und wie damals darüber erzählt wurde:

„Fast genau 85 Jahre ist es her, seit am 18. August 1876 Alfred Markgraf Pallavicini mit seinen Führern das erste Mal, auf 2500 geschlagenen Stufen, durch diese Rinne auf den höchsten Gipfel unserer Heimat stieg.

Nachdem Gerhard Winter und ich uns in den Stubaier Alpen eine Woche lang an steilen Hängen, die wir mit Firngleitern abfuhren, gefreut haben, kommen wir auf die Idee, die Pallavicinirinne abzufahren. Die Verhältnisse sind günstig.

Auf der Heimfahrt nach Graz geht`s über den Glockner. Am Montag, den 7. August 1961, steigen wir von der Hofmannshütte zum Gipfel auf.

Gerhard Winter…

Wunderschön ist die Aussicht, nett das Geplauder mit einem Bergführer, der mit einer Gruppe oben ist. Unsere Figl sind im Rucksack verstaut, die Schistecken stehen in der Scharte. Wir warten bis 13 Uhr, bis Eis und Schnee weicher geworden sind, dann seilen wir uns die ersten 20 Meter von der Scharte ab. Unten wird angeschnallt, warm angezogen, ein Brustgeschirr gebaut und ein Karabiner eingehängt. Das Seil nimmt Gerhard in den Rucksack. Dann wird noch einer heraufkommenden Seilschaft zugerufen, dass eventuell Lawinen kommen könnten. Die beiden schlagen Standhaken und harren der Dinge, die da kommen.

Ich steige vom Felsen in den Schnee und los geht`s. Nach drei bis vier Kurzschwüngen versuche ich stehen zu bleiben, es geht wunderbar. Gerhard kommt nach. Die Verhältnisse sind hier oben wunderbar. Ich fahre bis zur wartenden Seilschaft weiter. Gerhard hat so eine Freude, dass er aus unseren Spuren einen langen Achter macht. Wir begrüßen die beiden Wartenden, dann

Gespräch mit der Seilschaft…

geht`s weiter. Alle 70 bis 80 Meter legen wir Pausen ein, um zu rasten und zu fotographieren. In der Mitte der Rinne gibt es dann ein paar blanke Stellen, die wir im Schuß fahren müssen.

Im unteren Drittel sind Lawinenrinnen sehr schlecht zu befahren. Wir kommen aber gut durch und springen an einer günstigen Stelle über den Abbruch und die Spalte.

Dreiviertel Stunden haben wir gebraucht, nun reichen wir uns die Hände und sagen wie aus einem Munde: „I freu mi!“

Hinunter geht`s zur Biwakschachtel und mit den Firngleitern durch den großen Bruch hinunter zur Pasterze, auf die Hofmannshütte, zum Auto und nach Hause.“

 

Freudlos sind 2 Gesichter- ihnen wurde eine “Extreme” Eistour verpatzt; unsere jedoch strahlen…

Auch in einer späteren Veröffentlichung 1981- „Das große Buch vom Ski“ von Bruno Morawetz fand diese Befahrung Niederschlag mit der Überschrift: „Spiel mit dem Leben“.

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Die Bilder sprechen für sich selbst und geben hautnah die damaligen Verhältnisse wider.

Enden möchte ich mit einem e- mail von Herbert vom 2.1.2019:

Lieber Michl,

vorige Woche habe ich mir im Sevus-TV einen Film mit 2 Burschen in der Pala angeschaut und da bist du mir eingefallen. Es ist grauslich zu sehen wie wenig Eis noch vorhanden ist. Zu meiner Zeit hatten wir Eis und Schnee noch von der Scharte weg. Heute sind die Verhältnisse so, dass es eigentlich keine Rinne mehr ist. Würde die gute „Alte“ nicht einen so bekannten Namen haben, kein Mensch

Tagespost Graz 8.1961
“Es wäre Wahnsinn, einen solchen Versuch zu wiederholen”…

käme auf die Idee da hinunter zu fahren, (zu meiner Zeit war das allerdings nicht viel anders, nur die Beweggründe haben sich stark verschoben) geschweige denn einen Film draus zu machen. Da gibt es Besseres.

Liebe Grüße, Herbert

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Für uns einerseits ein (lediglich) sportliches highlight und für Herbert andererseits eine selbst erlebte dramatische Entwicklung einer Veränderung in den Alpen, die uns nachhaltig beeinflussen wird.

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der Erstbefahrer!

Denken wir bei unserem Handeln an die Zukunft und an unsere nachfolgenden Generationen!

 

Kategorien: Touren

6 Kommentare

Herbert Zakarias · 24. Januar 2019 um 14:47

Ihr könnt es mir glauben oder auch nicht. Es ging uns nicht um eine Besonderheit. Es ging uns um was “Steiles” um die Firngleiter auszuprobieren und da war die Rinne gerade recht. Erst später ist uns bewusst geworden was wir da gemacht haben. Vor 58 Jahren, ihr ward noch gar nicht auf der Welt, war es mit der Kommunikation ja nicht so weit her. Heute ist das anders und das ist gut so, sonst gäbe es den “Bergtraum” nicht.
Lieber Michl, danke für den netten Artikel mach weiter so.
Herbert

    admin · 24. Januar 2019 um 19:39

    Glaube ich dir gerne, Herbert! Es war super, heute mit dir telefonieren zu können. Ich war ehrlich beeindruckt von deinen Erklärungen und deiner Offenheit. Wünsche dir das Beste und alles Gute für die Zukunft!

Markus · 23. Januar 2019 um 08:27

ob die jemals wieder in conditions kommt um die immer noch schmerzende Wunde meinerseits zu schließen 🙂 von 1 Mikrometer großen Bakterien niedergestreckt 🙂

    admin · 23. Januar 2019 um 15:00

    Ich weiß, Markus. Du hast uns damals fürchterlich leid getan, dass du nicht mitkonntest! Es wird wieder gut werden- und dann werden wir dort sein! 🙂

Juergen · 14. Januar 2019 um 14:35

Ich ziehe den Hut vor den Beiden. Ist schon sehr beeindruckend, was sie damals geleistet haben! Noch schöner finde ich, dass das Interesse am Berggeschehen bei Herbert scheinbar noch immer nicht erloschen ist. Wir können alles etwas von diesen „alten“ Herren lernen!!!

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