von Michl Kraeftner am 20.8.2012

11 x 3000. Klingt natürlich ganz dramatisch, ist aber nur die vollständige Überschreitung der Glocknerwand inkl. Glocknergipfel in West- Ost Richtung…

Die Wettervorhersage war für das vergangene Wochenende zu schön, um untätig zu Hause sitzen zu bleiben. Wunderbarere Weise hatte auch Flo Thamer Zeit und Muße, mit einem „Weichei“ eine gemeinsame Tour zu unternehmen. 😉 Die Überschreitung aller neun Türme hinüber zum Großglockner gehört zu den anspruchsvollsten Unternehmungen der gesamten Ostalpen. Je nach Verhältnissen erfordert diese Überschreitung Kletterfähigkeiten im UIAA-Grad III bis IV+ mit einer Gehzeit von 8 bis 10 Stunden. Und da die Tour für uns perfekt werden sollte, musste sie auch an einem Tage inkl. Zu- und Abstieg vom Lucknerhaus gemacht werden.

Also Samstag Nachmittag ins Auto rein, kurzer Abstecher zum Leonardo in Lienz auf eine Pizza, und rauf zum Parkplatz Lucknerhaus (1.920 m) zum Schlafplatz. Wecken um 0245 Uhr und Abmarsch um 0330 Uhr. Perfekt getimt waren wir beim ersten Tageslicht am Beginn der Gletscherquerung am Teischnitzkees in westlicher Richtung unterhalb der mächtigen Glocknerwand. Entgegen der zahlreichen Führerbeschreibungen ist durch die extreme Ausaperung der Anstieg auf den ersten Zipf (Hofmannspitze) über den Südwestgrat nicht mehr möglich. Man umgeht also die Glocknerwand, steigt bis zum Teufelskampsattel auf (Achtung mehrere Riesenspalten) und beginnt die Tour mit dem Nordwestgrat rauf.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass auf einem einzigen riesigen Schutthaufen (unglaublich, wie brüchig die Süd- und Nordabstürze der Glocknerwand sind), teilweise recht guter Fels im unmittelbaren Gratbereich anzutreffen ist: „Wie des hoit, waß i ah net…“! Also bitte IMMER am Grat bleiben, jeden Spitz überklettern und nicht eine Umgehung versuchen!

Und wenn man endlich mal beim klettern ist, zeigt Flo auch wirklich excellente Qualitäten („sehr zach so a langer Zustieg mit an Kletterer“ ;-)) Super abwechslungsreich mit vielen Abseilstellen geht’s rauf und runter. Nach einer kurzen Rast auf der Grögerschneid (Ausstieg der Mayerlrampe) folgte dann der finale Anstieg über den NW- Grat auf den höchsten Punkt Österreichs. Nach knapp über 5 Stunden „Überkletterzeit“ waren wir oben- perfekte Bedingungen und alles klappte wie am Schnürchen- Danke Flo!

Der Abstieg vollzog sich über ein grausig ausgeapertes Glocknerleitl (unglaublich hässlich und erschreckend), unzählige Seilschaften überholend in einem Zug bis ganz runter zum Ausgangspunkt. Kurz vor der kleinen Randspalte am Ködnitzkees unterhalb der Adlersruhe meinte ich, meinen Helm in der Hand tragen zu müssen („woar afoch s… haaß“) und diesen dann mit einem kleinen Hoppala in dieselbige versenken zu müssen… „Der schene Hölm mit de urgeilen Bewerbspickerl drauf!!! 🙁

Nach einem TAB im Lucknerhaus ging`s dann wiederum über Lienz= Leonardo nach Hause.

 

Details und Richtzeiten inkl. Pausen, etc.:

  • Zustieg Lucknerhaus- Teufelskampsattel, 3560 m                           3 Std 30 min
  • 1. Gipfelgratturm, genannt Hofmannspitze, 3711 m
  • 2. G., gen. Pöschlturm, 3721 m
  • 3. G., gen. Gerinturm, 3718 m
  • 4. G., gen. Draschturm, 3716 m
  • 5. G., gen. Weitzenböckturm, 3710 m
  • 6. G., gen. Peterkaturm, 3715 m
  • 7. G., gen. Hörtnaglturm, 3719 m, Untere Glocknerscharte           6 Std 20 min
  • 8. G., gen. Teufelshorn, 3677 m
  • 9. G., gen. Glocknerhorn, 3680 m, Grögerschneid                            8 Std 00 min
  • 10. G., gen Grossglockner, 3798 m                                                        8 Std 50 min
  • 11. G, gen. Kleinglockner, 3770 m, Adlersruhe                                   9 Std 50 min
  • Abstieg Adlersruhe- Lucknerhaus                                                        11 Std 30 min

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hier gehts zum Bericht vom Thamer Flo…

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Die Fotos könnt ihr hier sehen:

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blogbild: Willi Kreuzer

 


2 Kommentare

admin · 14. September 2021 um 19:02

Servus Jakob! Stimmt so nicht ganz- zur Glocknerwandüberschreitung wurde früher oft über das Glocknerbiwak nordseitig zugestiegen. Im AV- Führer Glocknergruppe sind alle alten Anstiege sehr gut beschrieben:
R 1089 Ostgrat (Glocknerwandcamp), 20.7.1906, Kaltenbrunner/ Weitzenböck: Firngrat bis 45°, III-, 460 Hm, 2 1/2 Std. Eleganter Anstieg zur Hofmannspitze. Von der Biwakschachtel am ansteigenden Firnkamm aufwärts, über zwei Felsköpfe und am Firngrat weiter zu einem Turm, schwierig über diesen. Es folgt ein steiler Firngrat zu Pkt: 3.640 m (Ansatz der Pallavicini Wechte. Benannt nach dem Grafen, der dort am 26.6.1886 mit drei weiteren Gefährten tödlich durch Wechtenbruch abstürzte)- Vereinigung mit dem NW- Grat und weiter auf die Hofmannspitze (1. Gipfelgratturm).
Anmerkung: Bei Ausaperung ist der Grat deutlich schwieriger als zu Zeiten der Erstbegehung bzw. bei viel Schnee. Steinschlaggefahr!
Zusatz: seehr lange und fordernde Tour- wenn du da durchgehend mit Seil sicherst bzw. gehst, schaffst du das nicht in einem Tag zum Glocknergipfel.

Großglockner, die Nordseite – ein Experiment – gemmaSTEIL · 11. September 2021 um 18:54

[…] Tour in der Gesamtform findet man mal garnichts. Zur Glocknerwandüberschreitung findet man einige Posts. Zur Biwakschachtel findet man auch nicht wirklich Informationen über den Zustieg – […]

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